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From: Kai Krakow <hurikhan77@×××××.com>
To: gentoo-user-de@l.g.o
Subject: [gentoo-user-de] Re: IPv6 Routing Probleme
Date: Sat, 17 Jun 2017 18:30:32
Message-Id: 20170617203018.35ed821a@jupiter.sol.kaishome.de
In Reply to: [gentoo-user-de] IPv6 Routing Probleme by gentoo@stekahelo.de
1 Am Sat, 17 Jun 2017 17:35:38 +0200
2 schrieb gentoo@×××××××××.de:
3
4 > Hallo,
5 >
6 > ich habe das Gefühl, dass ich den Wald vor lauter Bäume nicht mehr
7 > sehe und hoffe das mir jemand einen erhellenden Hinweis liefern kann.
8 > Da der Tunnelbroker Sixxs den Dienst eingestellt hat, möchte ich nun
9 > IPv6 von der Telekom nutzen. Dies funktioniert aber leider nur
10 > halbwegs.
11 >
12 > Folgend mein Netzwerkaufbau
13 >
14 > Internet
15 > ^
16 > |
17 > v
18 > ppp100
19 > Router (R1)
20 > eth0.103 eth0.102 eth0.104
21 > / | \
22 > / | \
23 > / eth1 \
24 > Gäste Gentoo (R2) DMZ
25 > eth0
26 > |
27 > |
28 > Lokales Lan --> Notebook
29 >
30 > Auf R1 erhalte ich von der Telekom fürs PPP-Device eine IPv6-Adresse.
31 > Auch erhalte ich per DHCPv6 ein entsprechend geroutetes /56-Netz,
32 > woraus ich mir ein /60 nehme.
33
34 Müsstest du dir nicht für jedes VLAN ein 60er Subnetz auf dem 56er
35 Subnetz nehmen? Oder geht es nur um das VLAN 102, das mit IPv6 versorgt
36 werden soll?
37
38 Ich bin mit IPv6 Subnetz-Routing noch nicht viel unterwegs, aber wenn
39 ich das einigermaßen richtig verstanden habe, dann meine Gedanken dazu:
40
41
42 > Auf R1 sind folgende IPv6 -Adressen und Routen vergeben:
43 > IPs
44 > ppp100 : 2003:d0:33bf:275b:36ee:995e:6dd7:1a2b/64
45 > eth0.102 : 2003:d0:33f8:5000::1/60
46 > eth0.102 : fe80::1/64
47
48 ppp100 und eth0.102 befinden sich in verschiedenen Netzwerk-Segmenten
49 (laut Präfix). Ich würde erwarten, dass die 60-Bit-Präfixe identisch
50 sind, unterscheiden sich aber bereits bei 33bf vs. 33f8. Außerdem hat
51 ppp100 ja bereits ein 64er-Subnetz, kein 56er...
52
53 Deine unteren Netze (laut Schaubild) sollten also alle ein 64er-Präfix
54 "2003:d0:33bf:275b" haben. Dann würdest du das Präfix weiter
55 unterteilen, z.B. indem du ein Nibble (4 Bit) dazu nimmst und somit 16
56 weitere Subnetze erhältst. Das Subnetz "3" wäre dann durch ppp0 bereits
57 belegt. Die restlichen könntest du verteilen:
58
59 eth0.102: 2003:d0:33f8:275b:4000::1/68
60 ^
61 +-- Subnetzkennung (64+4 = 68)
62 [-----------------]
63 ^
64 +------- Präfix des Uplinks (64)
65
66 > Routen
67 > 2003:d0:33bf:275b::/64 dev ppp100
68 > 2003:d0:33f8:5000::/60 dev eth0.102
69 > default via fe80::100:100:3e9b:f606 dev ppp100
70
71 Das Routing ergibt sich dann eigentlich von allein, da du Richtung
72 Uplink in fremde Netze gehst und Richtung Downlink nur in kleinere
73 Subnetze innerhalb des selben (übergeordneten) Präfix.
74
75 Auch für die weiter unten angesiedelten Subnetze ist es dann das
76 gleiche Bild: Übergeordnete Router befinden sich in fremden Subnetzen.
77
78 IPv6 sollte eigentlich ein wenig zurückbringen, was Subnetze eigentlich
79 wirklich bedeuten. Bei IPv4 hat man das inzwischen meist anders
80 gehandhabt.
81
82 Theoretisch zum Beispiel müsstest du auch mit IPv4 eine Konstellation
83 wie diese aufbauen können:
84
85 ppp0 = 192.168.0.1/16
86 eth0.102 = 192.168.102.1/24
87 eth0.103 = 192.168.103.1/24
88 eth0.104 = 192.168.104.1/24
89
90 Das stellt eigentlich keinen Konflikt dar. Die Interface-Routen für die
91 eth0-Interfaces ist spezifischer und wiegt damit mehr und stellt keinen
92 Routing-Konflikt mit 192.168.0.0/16 dar.
93
94 Ich würde allerdings der Übersichtlichkeit halber vermeiden, auf einem
95 Downlink "192.168.0.0/24" zu nutzen, so wie oben für IPv6 ja auch
96 angedeutet.
97
98 Die Default-Route (wenn kein Präfix passt) geht dann auf ppp0.
99
100 Bei IPv6 hast du nun statt lokalen 192.168er Adressen eben öffentliche
101 Präfixe - aber das ist nicht wirklich anders.
102
103 Der unterschied ist hier nur das Scoping: Je nach Scope können Pakete
104 einen Boundary passieren oder nicht. Es gibt link-local (quasi alles am
105 gleichen Switch bzw. Subnetz), site-local (alles unterhalb von ppp0)
106 sowie global. Die ersten Stellen der IPv6-Adresse unterscheiden das:
107 2003 ist z.B. global, fe80 ist link-local.
108
109 Bei IPv6 haben Interfaces deshalb auch immer mehrere Adressen,
110 mindestens eine pro Scope, jeweils ausgestattet mit einer
111 Gültigkeitsdauer (die such überschneiden, so dass dynamische IP-Wechsel
112 ohne Verbindungsabbrüche möglich sind).
113
114 Deine Default-Routen kannst du jeweils immer auf die fe80-Adresse
115 setzen, da du die gleich lassen kannst, während das RA dir neue Public
116 Prefixes durch deine Subnetze schicken kann.
117
118 Um site-local mit festen IPs zu adressieren, kannst du site scope
119 Adressen verwenden und so zwischen deinen VLANs kommunizieren (aber
120 natürlich auch mit den global scope Adressen, die aber je nach Provider
121 nicht immer gleich bleiben müssen).
122
123
124 > Auf R2 sind folgende IPv6-Adresse vergeben:
125 > eth1 : 2003:d0:33f8:5000:280:c9ff:fe00:3ef/64
126 > eth0 : 2003:d0:33f8:500e::1/64
127 > eth0 : fe80::1/64
128 ^^^^^^^^^
129 Wieder andere Präfixes. Dies sind potentiell andere Rechner oberhalb
130 des Uplinks.
131
132 > Routen
133 > 2003:d0:33f8:5000::/64 dev eth1
134 > 2003:d0:33f8:500e::/64 dev eth0
135 > default via fe80::1 dev eth1
136 ^^^^^^^^^
137 Wieder nicht dein global scope Subnetz.
138
139
140 > Auf R2 wird per per dnsmasq das entsprechende IPv6 bekannt gemacht
141 > und die Geräte erhalten auch entsprechende IPv6-Adressen:
142
143 Du musst nach unten die größeren Prefixes verteilen, deren von oben
144 geerbtes Prefix aber immer gleich sein muss (also der 64er Teil
145 identisch, und nach unten ein 68er Subnetz verteilen).
146
147 Leider ist ein 64er-Präfix vom Provider eigentlich schon zu klein, um
148 stateless IP Vergabe zu nutzen, dafür wäre ein 48er-Subnetz besser, wie
149 es das von SixXS gab. Denn der stateless Modus erstellt automatisch
150 eine global scope IP aus dem vorgegebenen Präfix und nutzt die
151 48-Bit-MAC, um sich daraus eine 64-Bit-Host-Adresse zu basteln.
152 Zusammen mit dem 64-Bit-Präfix sind das dann schon die 128 Bit. Du
153 wirst also die Downlink-Subnetze mit DHCPv6 versorgen müssen.
154
155
156 > z.B. Linux-Notebook
157 > IPs
158 > eth0 : 2003:d0:33f8:500e:11fc:60db:35f2:5582/64
159 >
160 > Routen:
161 > 2003:d0:33f8:500e::/64 dev eth0
162 > default via fe80::1 dev eth0
163 >
164 >
165 > Von R1 und R2 komme ich ohne Probleme per IPv6 ins Internet,
166 > z.B. per: ping6 heise.de
167 > Ich kann auch die IPs von R1 und R2 von einem Server im Internet aus
168 > erreichen:
169 > ping6 2003:d0:33bf:275b:36ee:995e:6dd7:1a2b
170 > ping6 2003:d0:33f8:5000::1
171 > und
172 > ping6 2003:d0:33f8:5000:280:c9ff:fe00:3ef
173 > sind erfolgreich.
174
175 Ja, nur erreichst du keinen öffentlichen Rechner mit dem Präfix
176 2003:d0:33f8:5000 mehr - das gehört ja nicht dir.
177
178 > Was jetzt NICHT geht ist, dass ich die Adresse 2003:d0:33f8:500e::1
179 > von R1 aus anpingen kann; auch kann ich aus dem lokalen LAN keine
180 > IPv6-Adresse hinter eth1 (von R2) erreichen.
181
182 So funktioniert das Routing bei IPv6 eigentlich auch nicht. Bzw. dir
183 fehlen vermutlich Routen. Ich würde lieber erstmal echte Subnetze
184 probieren (also größere Präfixe je weiter unten im Diagramm).
185
186 > Es sieht so aus als würde kein Routing auf R2 gemacht werden, aber
187 > in /proc ist es entsprechend aktiviert:
188 > cat /proc/sys/net/ipv6/conf/{all,eth0,eth1}/forwarding --> 1, 1, 1
189 >
190 > Lasse ich während ich vom Notebook aus eine externe Adresse anpinge
191 > ein tcpdump auf R1 laufen, sehe ich, dass dort versucht wird die
192 > Adresse des Notebooks per neighbor solicitation zu ermitteln, was
193 > aber ins leere zu laufen scheint. Ein ip -6 neigh zeigt an:
194 > 2003:d0:33f8:500e:11fc:60db:35f2:5582 dev eth0.102 FAILED
195 >
196 > Firewall-Regeln sind auf R2 keine eingerichtet und auf R1 nur
197 > rudimentär auf ppp100.
198 >
199 > Also irgendwie ist da er Wurm drin und ich würde mich freuen, wenn
200 > mir jemand einen Tipp geben könnte ;)
201
202 Wie eingangs erwähnt: Nur meine Gedanken dazu... Ich habe das bisher
203 nur in der Theorie gemacht. ;-)
204
205 Feedback und Gedanken dazu sind willkommen.
206
207
208 --
209 Regards,
210 Kai
211
212 Replies to list-only preferred.

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Re: [gentoo-user-de] IPv6 Routing Probleme gentoo@×××××××××.de